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philosophie@labonneheure.ch
Prousts erster Band des Werks "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" steht in drei Sprachen als digitale Dateien auf unserer Cloud zur Verfügung.

Französisch (Teil 1.1)
Französisch (Teil 1.2)
Deutsch
Englisch

Für Prousts Werke gilt die Gemeinfreiheit (Die Regelschutzfrist beträgt in der Europäischen Union und der Schweiz 70 Jahre, in den USA 95 Jahre, beginnend mit dem Ablauf des Todesjahres des Urhebers).

 zuletzt bearbeitet: Sat, 08 Feb 2020 16:16:36 +0100
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Prousts "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" beginnt bezeichnenderweise mit dem Wort: "Longtemps, je me suis couché de bonne heure" (Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen). Die deutsche Übersetzung bringt die "bonne heure" ganz zum Verschwinden. Es handelt sich um ein weitreichendes Wort über Zeit und Glück (bonheur). Die bonne heure, die gute Zeit ist das Gegenbild der schlechten Unendlichkeit, der leeren, also schlechten Dauer, in der kein Schlaf möglich ist. Der Zeitriss, die radikale Diskontinuität der Zeit, die auch keine Erinnerung zulässt, führt zur quälenden Schlaflosigkeit. Die ersten Passagen des Romans stellen dagegen eine beglückende Kontinuitätserfahrung dar. Insziniert wird ein müheloses Schweben zwischen Schlafen, Träumen und Wiedererwachen, im wohligen Fluidum von Erinnerungs- und Wahrnehmungsbildern, ein freies Hin-und-Her zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen fester Ordnung und spielerischer Verwirrung. Kein Zeitriss stürzt den Protagonisten in eine leere Dauer. Der Schlafende ist vielmehr Spieler, Wanderer und auch Herrscher der Zeit: "Der Schlafende spannt in einem Kreise um sich den Ablauf der Stunden, die Ordnung der Jahre und der Welten aus."

In Byung-Chul Han - Duft der Zeit, S. 15