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Es geht für das Subjekt hier tatsächlich um nichts weniger als darum, auf seine Initiative als "Subjekt" zu verzichten.
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Allerdings ist sie [die Disponibilität] ein prinzipienloses "Prinzip", denn die Disponibilität als ein Prinzip aufzustellen hiesse, ihr zu widersprechen.
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Er [Konfuzius] ist so unnachgiebig wie die Unnachgiebigsten, wenn die Umstände es erfordern, so entgegenkommend wie die Entgegenkommendsten. Er ist dem einen Verhalten nicht mehr verpflichten als dem anderen, einzig der Moment ist entscheidend. Seine "Weisheit" ist ohne einen Inhalt, der sie im Voraus lenkte und festlegte, oder, anders gewendet, sie hat keinen anderen Inhalt als den, sich unaufhörlich erneuernd im richtigen Moment disponibel zu erweisen.
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Die rechte Mitte dagegen heisst für jemanden, der sie in aller Strenge zu denken mag (wie Wang Fuzhi), das eine ebenso gut wie das ander machen zu können, d.h. zum einen wie zum anderen Extrem fähig zu sein. In diesem "Gleich" des gleichen Zugangs zum einen wie zum anderen liegt dieses "Mittel-feld" [mi-lieu].
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Sobald man aber an einer Position festhält, gerinnt ein "Ich", ein Verhalten festigt sich um sich selbst rotierend, irgend ein Imperativ oder "Es muss" festigt sich, und man ist nicht mehr im Gleichklang.
in François Jullien – Vom Sein zum Leben, S. 30–36